Eltern kommt im Prozess der Berufswahlentscheidung ihrer Kinder eine zentrale Bedeutung zu. Verschiedene Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Jugendliche am häufigsten die eigenen Eltern um Rat fragen, wenn es um ihre berufliche Zukunft geht. Damit bilden Eltern die wichtigste Orientierungshilfe bei der Berufswahlentscheidung – auch, wenn diese Rolle nicht immer allen Erziehungsberechtigten bewusst ist und viele sich oftmals damit überfordert fühlen.
Wie können Eltern stärker für ihren Einfluss sensibilisiert und ihre Ressourcen und Kompetenzen aktiv genutzt werden? Wie können sie in ihrer Funktion als Ratgebende unterstützt werden? Und wie gelingt es, dass die Akteure in Jugendberufsagenturen Berufsorientierung gemeinsam mit Eltern gestalten? Diesen Fragen widmete sich der zweite JubaS-Themenkreis, der am 13.11.2019 in Leipzig stattfand.
Zu Beginn stellten Dorit Seebo, Jobcenter Leipzig, und Maria Völker, Amt für Jugend, Familie und Bildung der Stadt Leipzig, das am 12.09.2016 eröffnete „Haus der Jugend – Jugendberufsagentur Leipzig“ vor und berichteten über aktuelle Vorhaben. Hierzu gehört die Begleitung und Umsetzung des Modellprojekts „InVest – Intensivbegleitung an ausgewählten Schulen“, das neue Methoden zur Vermeidung von Schulabbrüchen und zur Unterstützung eines gelingenden Übergangs in Ausbildung erprobt. Im Anschluss wurden aktuelle Entwicklungsperspektiven der Jugendberufsagentur Leipzig aufgezeigt und Herausforderungen genannt, zu denen auch das Thema „Elternarbeit“ gehört.
Im Anschluss boten Wissenschaftlerinnen der Uni Jena sowie der TU Chemnitz Einblicke in das Forschungsfeld.
Britta Maskow von der Technischen Universität Chemnitz berichtete gemeinsam mit Kerstin Steinbach, Agentur für Arbeit Chemnitz, über das wissenschaftliche Konzept und den aktuellen Untersuchungsstand des Forschungsprojekts „Elternarbeit beim Übergang Schule-Beruf“. Das im Auftrag des „Haus der Jugend Chemnitz“ durchgeführte und über das Förderprogramm “JubaS” finanzierte Projekt zielt darauf ab, u.a. durch Experteninterviews und eine Elternbefragung Erkenntnisse über die Gründe und förderliche bzw. hemmende Faktoren für eine aktive Beteiligung von Erziehungsberechtigten an der Berufsorientierung ihrer Kinder zu gewinnen. Daraus sollen Praxisempfehlungen für Maßnahmen abgeleitet werden, die durch die Beteiligten der Jugendberufsagentur umgesetzt werden können.
Dr. Julia Dietrich von der Friedrich-Schiller-Universität Jena beleuchtete das Thema „Berufsorientierung gemeinsam mit Eltern gestalten“ aus der Perspektive von Jugendlichen, Eltern und pädagogischen Fachkräften. Ausgehend von der Frage, wie Jugendliche das Verhalten ihrer Eltern im eigenen Berufswahlprozess wahrnehmen, erörterte sie, von welchen Prozessen und Faktoren das Elternverhalten im Bereich der Berufsorientierung abhängig ist, und über welche Kommunikationswege und gemeinsamen Aktivitäten pädagogische Fachkräfte zu einer Kooperation mit Eltern im Sinne einer „Erziehungsgemeinschaft“ gelangen können.
Im zweiten Teil der Veranstaltung widmeten sich drei parallele Thementische der praktischen Umsetzung durch Kooperations- und Netzwerkpartner der Jugendberufsagenturen in Sachsen. Am Thementisch I tauschten sich die Teilnehmenden gemeinsam mit Ina Benndorf von der Landesservicestelle Berufswahlpass zum Thema „Berufswahlpass ‑ Elternarbeit in der Berufsorientierung durch Weiterbildungsangebote“ aus. Ines Weber, Vorstand des Landeselternrats Sachsen, und Petra Elias, ehem. Vorsitzende und Beraterin des Stadtelternrats Leipzig, diskutierten an Thementisch II zum Thema „Elternarbeit in Elternvertretungen“. Und an Thementisch III berichtete Marek Neumann von der Servicestelle „Praxisberater an Schulen“ gemeinsam mit drei Praxisberaterinnen über Zugänge und Herausforderungen in der Elternarbeit an Schulen.